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Berliner Jüdische Gemeinde bekräftigt Medienkritik

12.Mai 2010 | Pressemitteilung | Medien

epd 11.05.2010

 

Die Jüdische Gemeinde in Berlin hat erneut scharfe Kritik an der Berichterstattung vieler deutscher Medien über den Nahostkonflikt geäußert. Wenn etwa Vergleiche zwischen dem Vorgehen Israels und dem NS-Regime gezogen würden, gehe dies "haarscharf am Antisemitismus vorbei", sagte die Gemeindevorsitzende Lala Süsskind am Dienstag dem epd in der Bundeshauptstadt. Sie halte es für "ziemlich beängstigend", welche "Freiheit in der Kritik" sich hier breitmache.

Verglichen mit den hunderttausenden Opfern in anderen Krisenregionen tauche Israel in der Berichterstattung auch viel häufiger auf, so dass jeder Tote im Gaza-Streifen "außerhalb jeder Vergleichsmaßstäbe" gemeldet werde. "Je mehr Israel etwas tut, was einem nicht ganz angenehm ist, auch uns als Juden in Deutschland nicht, desto mehr fühlt man sich offenbar als nichtjüdischer Deutscher befreit", sagte Süsskind. "Da stimmt irgendetwas mit dem Journalismus nicht."

Man müsse nur einmal die Berliner Tageszeitungen analysieren, wie oft Israel in ihnen vorkomme und mit welchen Worten die Politik betitelt werde, so die Gemeindevorsitzende weiter. Als es dagegen um die Verbrechen im Kosovo und Ruanda gegangen sei, habe sie die deutsche Presse ohne große Schuldzuweisungen "relativ seicht" beschrieben. "Aber wenn es um Israel geht, dann tut jeder so, als sei er ein Kenner dieses Landes", fügte sie hinzu.

Vor zwei Wochen hatte eine Veranstaltung der Berliner Jüdischen Gemeinde zu einem Eklat geführt. Anlass für eine Diskussionsrunde mit mehreren Chefredakteuren war ein israelkritischer Kommentar der gebürtigen Israelin Iris Hefets in der "taz" Anfang März. Mitglieder der Initiative "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" hatten lautstark verlangt, Hefets zu Beginn der Veranstaltung zu Wort kommen zu lassen. Süsskind hatte dies aber abgelehnt.

Gegenüber epd deutete sie Zweifel an, dass die taz-Chefredakteurin Ines Pohl aus dem Publikum tatsächlich als "Nazi-Sau" beschimpft worden sei. Wenn dem aber so gewesen sein sollte, wäre dies "ein Unding". (2483/11.05.2010)

Berliner Jüdische Gemeinde bekräftigt Medienkritik