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Die merkwürdige Obsession der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

01.Dezember 2017 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde

In den letzten vier Jahren hat die GEW Berlin sechsmal zu Streiks an den Schulen der Jüdischen Gemeinde aufgerufen. Keinem anderen privaten Schulträger ist so viel Aufmerksamkeit seitens der Gewerkschaft vergönnt. Und auch kein früherer Gemeindevorstand wurde mit derartigen Forderungen überzogen. Und warum fixiert sich die GEW gerade auf den amtierenden Vorstand, der als erster überhaupt nach zwölf Jahren Stillstand die Gehälter der Lehrer erhöht hat?

Von den rund 150 Berliner Schulen in privater Trägerschaft hat die GEW mit weniger als einer Handvoll Trägern einen Tarifvertrag abgeschlossen. Doch allein die Schulen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin werden beständig von der Gewerkschaft mit Streikaufrufen überzogen und angebliche Missstände dort mit großem Eifer angeprangert.

Laut GEW-Selbstdarstellung will die Gewerkschaft »...eine Gesellschaft, die …sich gegen Diskriminierung und Rassismus stellt…« Allerdings gibt es tatsächliche Missstände an Berliner Schulen, auf die die GEW bisher noch nicht hingewiesen hat:

Wo ist das Engagement der GEW wenn es um den alltäglichen Antisemitismus an Berliner Schulen geht? Was unternahm die GEW im Fall des jüdischen Schülers, der in Friedenau mit Gewalt von seiner Schule gemobbt wurde. Welche Unterstützung durch die GEW erhalten Lehrer, die an ihren Schulen Themen wie die Schoa und den Nahostkonflikt nicht mehr angstfrei oder überhaupt nicht unterrichten können? Wenn laut einer Umfrage 40% der über 14-jährigen Schüler nichts mit dem Begriff »Auschwitz« anfangen können, wo bleibt da der Aufschrei einer »Erziehungsgewerkschaft«? 

Solange sich die GEW nicht ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist, anstatt allein anachronistische Partikularinteressen zu vertreten, kann sie kein ernsthafter Verhandlungspartner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sein.

Tatsächlich gehören die Lehrer an den Schulen der Jüdischen Gemeinde zu den bestbezahlten an Berliner Privatschulen. Auch mit Quereinsteigern, die berlinweit über 40% der neueingestellten Lehrer ausmachen, hat die Jüdische Gemeinde nur gute Erfahrungen gemacht.

Unsere Schulen sind für Lehrer nach wie vor attraktiv. Sie haben sich bewusst für eine private Schule in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde zu Berlin entschieden. Unsere Lehrer schätzen die Vorteile gegenüber öffentlichen Schulen und arbeiten gern hier: Kleine Klassengrößen, eine motivierte und engagierte Schülerschaft und nicht zu vergessen die zusätzlichen freien Tage durch die jüdischen Feiertage. Diese Pluspunkte steigern die Lebens- und Arbeitsqualität unserer Lehrer.

Warum sich die GEW also trotz allem beständig an den Schulen der Jüdischen Gemeinde abarbeiten will, bleibt wohl weiterhin ihr Geheimnis.

Ilan Kiesling

 

Misst die GEW mit zweierlei Maß?

Antisemitismus an den öffentlichen Schulen ist seit über zehn Jahren ein massives Problem in Berlin. Um dies anzugehen, ist ein gemeinsames Vorgehen der Bildungsverwaltung, der Schulen und auch der Bildungsgewerkschaften notwendig.

Dutzende jüdischer Schülerinnen und Schüler verließen in den letzten zehn Jahren wegen antisemitischen Mobbings öffentliche Schulen – und wurden von den Schulen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin – der Heinz-Galinski-Schule und dem Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn – aufgenommen.

In all den Jahren hat die Jüdische Gemeinde keinen Ton des Protests seitens der GEW gehört. Der Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin würde sich freuen, wenn sich die GEW hier im gebotenen Maße einbringen würde.

Die GEW Berlin meint, die jüdischen Schulen bestreiken zu müssen, weil die Jüdische Gemeinde zu Berlin keinen Tarifvertrag mit der GEW abgeschlossen hat. Es ist uns nicht bekannt, dass die Katholischen und Islamischen Schulen Berlins bestreikt wurden, obwohl auch diese keinen Tarifvertrag mit der GEW abgeschlossen haben. Wird da mit zweierlei Maß gemessen?

Darüber hinaus stünde es der GEW gut an, wenn sie sich eindeutig von ihrem ersten Bundesvorsitzenden Max Traeger und seiner Verwicklung im Nationalsozialistischen Lehrerbund distanzieren würde, insbesondere im Zusammenhang mit der Arisierung der immer noch von der GEW genutzten Immobilie in der Hamburger Rothenbaumchaussee.

Sigmount A. Königsberg  

Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

 

 

Siehe auch: 

www.jpost.com/Diaspora/Berlin-Jews-blast-teachers-for-discriminatory-labor-strike-515015

www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/30198

 

Die merkwürdige Obsession der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft