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Ende und Anfang der Toralesung

01.Oktober 2018 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage, Religion

Gemeinderabbiner Reuven Yaacobov über Schmini Atzeret und Simchat Tora

Schmini Atzeret und Simchat Tora, zwei Feiertage, die zusammengehören und in Israel an einem Tage, in der Diaspora jedoch an zweien, begangen werden.
Schmini Atzeret, der »achte Tag der Versammlung« schließt sich unmittelbar dem siebentägigen Sukkotfest an. Dies ist kein Zufall. Die Tora lehrt uns, dass das eigentliche Konzept der Welt im Grunde aus sieben Tagen besteht, weil sie in sieben Tagen erschaffen wurde. Wenn diese sieben Tage – eine Woche – vorbei sind, wird die Welt erneuert, beginnt von Anfang an. Und die Woche von Sukkot enthält alle Wochen, die seit Anfang des Jahres vergangen sind und ernährt die ganze Welt.
Was ist dann Schmini Atzeret – der Tag, den die Tora den »achten« nennt? Er ist außerhalb des Rahmens der »sieben Tage«, das heißt außerhalb der Zeit, als ob er darüber hinweg wäre. Was hat ihn über die Zeit gesetzt? Natürlich die Tora, die auch über der Zeit steht. An diesem Tag steht Israel über der Zeit und kommt zur Tora und erfreut sich an ihr.
Für dieses Treffen nahm der Allmächtige einen Tag in Kauf, der nicht der Zeit entspricht, den »achten Tag« – Schmini Atzeret. Und in der Tora steht zu diesem Fest auch geschrieben: »Am achten Tag wirst Du ein Festessen haben.« Die Weisen entschieden, dass an diesem Tag – Schmini Atzeret – die Juden den jährlichen Zyklus des Lesens der Tora beenden und sie von Anfang an lesen werden. So kam zu Schmini Atzeret ein weiteres Element hinzu: Simchat Tora – der Feiertag des Endes des Zyklus des Lesens der Tora und der »Freude« an der Tora.
Beginnend mit Simchat Tora, wird in den Synagogen während des Winters auch ein Gebet für Regen gelesen. In dieser doppelten Feier, die zwei Tage dauert, herrscht überall Freude. Schmini Atzeret und Simchat Tora vervollständigen die Reihe der jüdischen Feiertage im Herbst.
Simchat Tora bedeutet »Freude der Tora«, denn die Tora besteht aus fünf Büchern und insgesamt 54 »wöchentlichen Kapiteln«, die das ganze Jahr über gelesen werden. Alle Toraschriftrollen werden aus dem Toraschrein herausgenommen und sieben Mal im Kreis in der Synagoge herumgeführt. Dieser Vorgang wird von fröhlichen Liedern und Tänzen begleitet, die bis spät in die Nacht dauern. Und so handeln wir Juden schon seit fast zweitausend Jahren.
An Simchat Tora wird gleichzeitig der jährliche Lesezyklus abgeschlossen, in dem die letzten Worte der Tora vorgetragen werden und der neue Zyklus wird mit den Worten »Bereschit bara Elohim et haSchamajim v‘et haArez« (Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde) eingeleitet.
Eines der wichtigsten Gebote von Simchat Tora ist es, freudig zu sein und zu feiern: »Und freue Dich an Deinem Fest, Du und Dein Sohn und Deine Tochter und Dein Knecht und Levitikus und der Fremde, das Waisenkind und die Witwe, die es sind, die zu Dir kommen« (5. Mose 16:14).
Also bleibe nicht zu Hause, gehe in die Synagoge, tanze mit der Tora, nimm ein Glas L‘chaim, iss gut und sei glücklich!
Ich wünsche Allen ein gutes und frohes Fest Simchat Tora!

Ende und Anfang der Toralesung