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Jüdische Gemeinde zu Berlin trauert um Coco Schumann
29.Januar 2018 | Pressemitteilung | Gemeinde, Kultur, Menschen, Gesellschaft
Berliner Jazzlegende verstarb am Sonntag im Alter von 93 Jahren
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin trauert um Heinz Jacob „Coco“ Schumann sel. A. Der am 14.Mai 1924 in Berlin geborene Jazz-Musiker lebte zuletzt im Seniorenheim der Jüdischen Gemeinde. Am Sonntag, dem 28. Januar verstarb er im Alter von 93 Jahren. „Mit Coco Schumann verliert Berlin einen der größten Jazz-Gitarristen der Stadt. Wir trauern mit seiner Familie und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Dr. Gideon Joffe.
Gitarre und Schlagzeug, Jazz und Swing faszinierten Coco Schumann schon als Jugendlichen. Er war Autodidakt und lernte Gitarre auf einer Wanderklampfe seines Cousins. Auch nach Erlass der Nürnberger Gesetze spielte er noch die verbotene Musik in Bars und Klubs. 1943 wurde Schumann verraten und nach Theresienstadt deportiert, wo die Nazis für die internationale Öffentlichkeit eine Idylle inszenierten und sich zu Propagandazwecken auch eine Lagerkapelle, die „Ghetto Swingers“, gönnten. Da die keinen Gitarristen brauchte, wurde Schumann der Schlagzeuger der Band. „Wenn ich spielte, vergaß ich, wo ich war“, sagt er einmal. Die SS drehte ihren Propagandafilm „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ und versprach den Mitwirkenden dafür die Freiheit. Doch stattdessen wurde Coco Schumann nach Auschwitz deportiert Hier musste der Musiker bei den Besäufnissen der Wachmannschaft spielen, das Tätowieren der Häftlinge und den Zug der Todgeweihten in die Gaskammern mit Musik begleiten. Kurz vor Kriegsende wurde Schumann in ein Nebenlager von Dachau verlegt und im April 1945 auf den Todesmarsch geschickt.
Von der US-Armee befreit, kehrte er nach Berlin zurück, wo er seine spätere Frau, Gertraud Goldschmidt, kennenlernte. Sie hatte ihn auf dem Ku`damm als einen der Ghetto-Swinger wiedererkannt. Er war einer der ersten deutschen Musiker, der eine (selbstgebaute) E-Gitarre einsetzte und damit Erfolg hatte. Trotzdem ging er für ein paar Jahre nach Australien, bis ihn das Heimweh packte. Nach seiner Rückkehr tingelte Schumann in der Unterhaltungsmusikbranche – Gute-Laune-Musik bei Heinz Erhard, Helmut Zacharias, Roberto Blanca. Deren Musik sagte dem Liebhaber von Jazz und Swing jedoch immer weniger zu. In den 1990er Jahren gründete er das „Coco Schumann Quartett“, mit dem er „seine“ Musik spielen kann und mit dem er bis um seinen 90. Geburtstag herum noch aktiv war. Über seine Vergangenheit sprach er erst sehr spät. „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZler, der Musik macht“ – lautete sein Credo. Mit Erscheinen seines Buches „Der Ghetto-Swinger“ 1997, wurde seine Geschichte auch über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus bekannt.
jüdisches berlin
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