Beitragssuche

Datum / Zeitraum:
Beitragsart:
Kategorie:

Kranzniederlegung auf dem Friedhof Weißensee

01.Januar 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Gedenken, Gesellschaft

Zum Volkstrauertag 2020 kamen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Bundeswehr und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee zusammen. Unter den Gästen waren neben dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Dr. Gideon Joffe, auch der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, Kultursenator und Bürgermeister, Dr. Klaus Lederer, sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn.

Gemeinsam gedachten die Anwesenden – unter den einschränkenden Bedingungen von Corona – der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Im Ersten Weltkrieg verloren tausende deutsche Soldaten jüdischen Glaubens ihr Leben. Trotz ihres mutigen Einsatzes wurden ihre Angehörigen später im Holocaust Opfer des schrecklichen deutschen Antisemitismus.
Auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee befindet sich ein Ehrenmal für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Das Gräberfeld mit den schlichten Gräbern wurde bereits 1914 angelegt, der monumentale Gedenkstein jedoch erst 1927 eingeweiht. Als Zeichen der Solidarität unterstützen unter anderem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Bundeswehr seit vielen Jahren die Friedhofsverwaltung, beispielsweise durch jährliche Arbeitseinsätze zur Grabpflege.
Oberst Christian von Blumröder, stellvertretender Kommandeur und Chef des Stabes Landeskommando Berlin, sprach die einführenden Worte: »Vor uns liegen die Gräber deutscher Soldaten jüdischen Glaubens, die in der Menschen- und Materialschlacht des Ersten Weltkrieges den Tod fanden. (…) Ich frage mich, wie entsetzlich es für die Mütter, Väter, Geschwister und Kinder dieser im Kampf für Deutschland gefallenen jüdischen Soldaten gewesen sein muss, 15 Jahre nach Kriegsende in eben diesem Deutschland Opfer von Verfolgung, Vertreibung, Folter und Vernichtung zu werden. Als deutscher Soldat empfinde ich tiefe Scham, dass Deutsche – auch Soldaten – damals wehrlose jüdische Mitbürger gezielt und grausam ermordet haben …«.
Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, betonte in seiner Gedenkansprache, dass den deutschen Soldaten jüdischen Glaubens eine unglaubliche Ungerechtigkeit widerfahren war. Er stellte fest, dass sich die Hoffnung Leo Baecks, der als Feld- rabbiner im Ersten Weltkrieg gedient hatte, auf eine »Vermählung des deutschen und jüdischen Geistes« als Illusion herausstellte. Stattdessen habe der deutsche Antisemitismus erst zu Hass sowie Diskriminierung und schließlich zu Verfolgung und Ermordung geführt. Nicht nur die hohe Bedeutung der Gedenkveranstaltungen, sondern vor allem auch das große freiwillige Engagement der Angehörigen der Bundeswehr in den jüdischen Gemeinden zeige, wie stark die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft inzwischen ist.

Kranzniederlegung auf dem Friedhof Weißensee