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Pressemitteilung

03.Dezember 2009 | Pressemitteilung |

AUF DEM JÜDISCHEN FRIEDHOF WEIßENSEE BEGINNEN UMFANGREICHE SANIERUNGSARBEITEN

Heute stellte Senatorin Ingeborg Junge-Reyer die bevorstehenden Arbeiten an der Einfrie­dungsmauer und zehn Wandgrabmalen des Jüdischen Friedhofs in Weißensee vor. Begleitet wurde sie von der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Frau Lala Süsskind.  Das Projekt sieht die Sanierung der historischen Friedhofsmauer bis Ende 2012 vor. Die seit Gründung des Friedhofes im Jahr 1880 in Ziegelbauweise errichtete, rund drei Meter hohe Mauer wird auf einer Länge von 1000 Metern grundlegend saniert. Oftmals fehlt die obere Abdeckung der Mauer, mangelnde Pflege und wuchernde Pflanzen haben zur Instabilität oder zum Abbruch der Mauerkronen geführt.

Finanziert werden diese Maßnahmen zusätzlich zu Landesmitteln aus zwei verschiedenen Denkmalpflege-Programmen, die der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Erhaltung von national wertvol­lem Kulturgut aufgelegt hat. So stehen für die Arbeiten an der Einfriedung insgesamt 995.000,- € vom Bund zur Verfügung, das Land Berlin hat sich zu der gleichen Summe verpflichtet. Die zehn im Jahr 2010 zu restaurierenden Grabanlagen werden nach bisherigen Erfahrungen rund 280.000,- € beanspruchen. Dafür wurden beim Bund über 200.000,- € beantragt, den Rest bringen das Land Berlin und die Jüdische Gemeinde auf.

Senatorin Junge-Reyer betonte: „Gerne leisten wir – allen voran die Denkmalpflege des Landes Berlin – diesen enormen Finanzbeitrag, um die Wandgrabmale vor dem Verfall zu retten. Denn der Jüdische Friedhof Weißensee ist einzigartig. Der Jüdische Friedhof Weißensee ist nicht nur Abbild des jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur, die in Deutschland einst blühte, sondern vor allem auch Zeugnis der Geschichte Berlins.“

Frau Lala Süsskind: „Die Jüdische Gemeinde ist dem Bund und dem Land Berlin sehr dankbar, dass sie sich so stark für den Erhalt des Friedhofs Weißensee engagieren. Er ist nicht nur der größte jüdische Friedhof in Europa, er ist auch – und das ist noch viel wichtiger – ein Zeugnis jüdisch-deutscher Geschichte, und davon gibt es leider nach dem Ende der Shoah nicht mehr viele. Mit dieser Denkmalpflege verbessern sich auch die Chancen für den Friedhof, mittelfristig auf die Weltkulturerbeliste der UNESCO zu kommen.“

Der Weißenseer Friedhof ist mit fast 40 ha einer der größten jüdischen Friedhöfe weltweit.

Zur Bedeutung des Friedhofes:

Die Bedeutung des Friedhofes in Weißensee ergibt sich aus:

  1. der außergewöhnlichen Vielzahl höchstbedeutender Persönlichkeiten, die hier bestattet sind,
  2. der beispiellosen Fülle künstlerisch und kunsthistorisch wertvoller Grabdenkmäler von oft überregional, national und international renommierten Bild- und Baukünstlern,
  3. der herausragenden gartenkünstlerischen bzw. gartenhistorischen Qualität der Gesamtanlage sowie als kaum zu überschätzender Beitrag der Landschaftsgestaltung zur Friedhofskultur in der Kaiserzeit und
  4. dem Umstand, dass der Friedhof mit seinen Denkmälern und unzähligen Inschriften an privaten Familiengräbern auch die Erinnerung an zahlreiche im NS-Regime ermordete Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wach hält.

Die Einfriedung gehört zum baukünstlerischen Konzept eines jeden ‚guten Ortes’, wie ein Jüdischer Friedhof auch bezeichnet wird. Sie bietet Schutz vor Vandalismus und Diebstahl und gewährleistet die Totenruhe. In Weißensee war und ist sie gleichzeitig statische und konstruktive Voraussetzung für den Bau und die Erhaltung der Wandgrabmale.

Eine besondere Herausforderung stellt sich den Fachleuten, weil an einigen Stellen der Einfriedung kunstvoll gestaltete Wandgräber vorgelagert sind. So hat sich das Landesdenkmalamt entschlossen, in den kommenden Jahren mit Priorität auch einsturzgefährdete Wandgrabmale zu restaurieren.

Die Senatorin unterstützt auch einen Spendenaufruf des Fördervereins ‚Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee’ für die Rettung des eingestürzten Wandgrabmals der Familie Ellenburg. Dieses befindet sich an dem zu restaurierenden Mauerabschnitt und wurde als eines der ersten auf dem Friedhof erbaut. Es werden rund 35.000,- € für den kompletten Wiederaufbau benötigt.

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