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Purim – Ein Vorbild für die ganze Welt

01.Februar 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage

Gedanken zu Purim von Gemeinderabbiner Boris Ronis

Viele Geschichten, die wir im Tanach hören und lesen, sind unmittelbar mit dem Ewigen verbunden. Meist offenbart Er sich uns auf Seine Art und Weise – sprich wir wissen, was von uns verlangt wird.  
Das Interessante an der Megillat Esther ist, dass wir den Namen Gottes nicht lesen bzw. hören. Vielmehr wird uns eine Geschichte erzählt, die anscheinend nichts mit dem Ewigen zu hat. So wird unser Purim-Fest von den Weisen gerne mit dem Fest von Chanukka verglichen: Wenn wir an Chanukka noch ein Wunder erleben durften, das Wunder des Lichtes, so ist an Purim ein anders Wunder zu sehen: nämlich das Wunder des Zusammenhalts von uns Juden.
Wir lesen an Purim über eine Zeit in unserer Geschichte, über die Galut, die Diaspora, im persischen Reich, als wir außerhalb Israels einer Bedrohung ins Auge sahen, die uns zu vernichten drohte. Und hierbei ist der Unterschied, dass wir als Volk, von Jung bis Alt, zusammengehalten haben und siegten.
Interessanter Weise ist der Name Esther – unsere Hauptprotagonistin in der Megilla – mit dem hebräischen »nistar« (deutsch für »Verborgenheit«) verwandt und beinhaltet den Kern der Geschichte von Purim. Sprechen wir also von der Megillat Esther – reden wir im Grunde über die »Aufdeckung des Verborgenen«.
Bei dem Wunder von Chanukka scheint der Ewige uns ein Wunderzeichen gegeben zu haben – brannte das Licht der Menora doch acht Tage lang im Tempel. An Purim hingegen, scheint die Errettung des jüdischen Volkes sich aus einer Kette von Zufällen zu ergeben, ohne eine offensichtliche Wirkung Gottes, also aus dem Jüdischen Volk heraus. Wir als Volk und als Menschen müssen in der Purim-Geschichte unseren Teil beitragen. Man könnte meinen, dass wir unser Schicksal in die eigene Hand nehmen.
Bemerkenswert ist auch ein Charakterzug von uns Juden, der sehr interessant ist: Wir halten als Volk, so verstritten wir auch manchmal seinen mögen, doch im Notfall zusammen. Sicherlich, bedarf es eines Szenarios, der drohenden Vernichtung, wie sie uns durch Haman bevorstand, aber unser Überleben haben wir durch unsere Bindung zueinander erfolgreich gesichert.
Oft sehen wir die Nöte unserer Mitmenschen nicht, wir ignorieren sie vielleicht durch den Stress des Alltags, dem wir oft im Übermaß ausgesetzt sind. Die Purim-Geschichte zeigt uns aber, dass wir manchmal einen kleinen Schubs benötigen, um auf andere Menschen aufmerksam zu werden. Es ist die Königin Esther, die uns hier als Paradebeispiel dient, und uns lehrt, was es heißt, für andere einzustehen. Sie agiert zuerst im Verborgen, denn niemand kennt ihre Identität und so handelt sie zuerst zögerlich. Doch wird ihr Herz berührt von dem drohenden Genozid an den Kindern Israel und sie entscheidet sich, trotz der Gefahr für ihr Leben, einzuschreiten.
Wir leben in einer Zeit, die so einen Schubs des Herzens auch benötigt. Die Pandemie hat uns voll im Griff und oft vergessen wir, dass viele Menschen um uns herum leiden. Sie benötigen unser Mitgefühl, und mitunter auch unsere Hilfe. Ein offenes Herz vermag viel mehr zu sehen und helfen, wir können das am Beispiel von Königin Esther gut lernen.
Die Lehre der Ereignisse vor so vielen tausend Jahren möchte uns als Empfehlung eine gewisse Sensibilität für uns und unsere Umgebung mit auf den Weg geben, damit wir nicht vergessen, dass wir für die Schwächeren in unserer Gesellschaft da sein müssen. Auch in Zeiten von Krisen darf das Wohl von vielen, oder auch das eines einzelnen, nicht überhört werden. Das ist unsere Verantwortung füreinander und auch unser Vorbild für die gesamte Welt. 
Purim Sameach!

Die Mitzwot (religiösen Verpflichtungen) zu Purim:
• Mikra megilla: Am Vorabend von Purim die Lesung der Megillat Esther hören. Die Megilla wird auch beim Morgengebet nochmal gelesen 
• Seudat Purim: Ein feierliches und fröhliches Festmahl veranstalten
• Mischloach manot: Seinen Freunden ein Geschenk überreichen. Es ist üblich etwas Essbares zu schenken, wobei zwei Artikel verschenkt werden. Sie können gekocht oder gebacken sein
• Matanot levyonim: Mindestens zwei Armen Almosen gebenDie Mitzwot (religiösen Verpflichtungen) zu Purim:
• Mikra megilla: Am Vorabend von Purim die Lesung der Megillat Esther hören. Die Megilla wird auch beim Morgengebet nochmal gelesen 
• Seudat Purim: Ein feierliches und fröhliches Festmahl veranstalten
• Mischloach manot: Seinen Freunden ein Geschenk überreichen. Es ist üblich etwas Essbares zu schenken, wobei zwei Artikel verschenkt werden. Sie können gekocht oder gebacken sein
• Matanot levyonim: Mindestens zwei Armen Almosen geben

Purim – Ein Vorbild für die ganze Welt