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Spaß beim Lernen
30.Januar 2009 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Die Heinz-Galinski-Grundschule hat eine neue Direktorin: Dr. Noga Hartmann (36)
Frau Hartmann, eine promovierte Wissenschaftlerin als Grundschuldirektorin, das ist wunderbar, aber auch neu für uns. Für Sie auch?
Nun, nicht ganz. Ich bin in Tel Aviv aufgewachsen und habe an der Bar Ilan Universität studiert und promoviert, Schwerpunkt Islamwissenschaft und Judaistik, parallell… Wir haben Maimonides im Original gelesen – das war sehr schön. Aber ich bin auch ausgebildete Lehrerin und war lange Jahre im Schuldienst, Grundschule und Oberschule, in Israel und hier.
Wann sind Sie nach Berlin gekommen?
1993 … wegen der Liebe. Ich habe damals auch schon einmal in der Jüdischen Schule gearbeitet, das war in der Zeit, als sie von der Bleibtreustraße in die Große Hamburger Straße zog. 1997 ging ich noch einmal nach Israel zurück, 2001 wurde unsere Tochter May geboren und 2005 kamen wir wieder nach Berlin. Ich begann dann sofort an der Jüdischen Oberschule zu unterrichten, Hebräisch und Religion, bis letztes Jahr im März unser Sohn Neil geboren wurde
Sie machen aber noch viel mehr, Sie sind Vorbeterin am Hüttenweg, Dozentin bei Touro...
Na ja, das ist für meinen Kopf und meine Seele. Seit 2006 unterrichte ich Islamwissenschaften an der Uni Potsdam und seit letztem Jahr Jüdische Studien am Touro College Berlin. Das werde ich jetzt alles reduzieren müssen.
Womit wir beim Thema wären. Haben Sie sich beworben für die Heinz-Galinski-Schule?
Ja, das war im Mai, genau zum Jom Haatzmaut, zum 60. Jahrestag. Ich las die Anzeige im »jüdischen berlin« und dachte, das ist genau der richtige Zeitpunkt. Die Familienplanung ist abgeschlossen, jetzt will ich etwas Neues, etwas für die Zukunft machen....
In der Waldschulallee haben Sie nie unterrichtet, wie haben Sie die Schule vorgefunden?
Martina Godescha hat das ja kommissarisch geleitet und vorher Miron Schumelda, seit Ronit Vered weg gegangen ist. Frau Godescha hat das ganz toll gemacht. Und mich wird Soraya Koziner als stellvertretende Schulleiterin unterstützen. Das ist eine gute Schule, da läuft sehr viel. Natürlich gibt es Entwicklungsbedarf, wie in jeder Schule...
Haben Sie dazu schon Ideen?
Ich möchte zum einen den jüdischen Schwerpunkt stärken. Dann ist mir ein binnendifferenzierter und spielerischer Unterricht wichtig. Wir überlegen auch, ob wir etwas Bilinguales machen, also hebräisch-deutsch oder deutsch-englisch. Dazu müssen wir noch einmal genau schauen, was für Kinder und welchen Bedarf wir haben. Und ich möchte die Zusammenarbeit mit den Eltern konstruktiver gestalten, dass wir da wirklich einen Dialog entwickeln und Transparenz.
Was meinen Sie mit Transparenz?
Entscheidungen sollen für die Eltern klarer werden, sie sollen schneller informiert werden, sie sollen wissen, was bevorsteht – zum Beispiel über Internet oder Rundbriefe, es sollen Absprachen laufen. Im Moment passiert noch vieles, von dem niemand richtig weiß. In der HGS gibt es so viele AGs – Flamenco, Tennis, Schach, Kinderballett und Jazzdance, Fußball, Judo, Schwimmen und ab dem zweiten Halbjahr auch Paraschat Haschawua, also den Wochenabschnitt – und keiner weiß es.
Dann laden Sie die Leute doch ein!
Das werden wir tun. Im März machen wir zum Beispiel eine Wohltätigkeitsveranstaltung, im Rahmen einer Elterninitiative, und wollen dort für Smart Boards werben und sammeln.
Was sind denn Smart Boards?
Eine ganz tolle Sache: Smart Boards sehen auf den ersten Blick wie klassische Schultafeln aus, sind aber weiß und interaktiv. Man hat einen Beamer und kann ins Internet gehen und Inhalte auf die Tafel projizieren. Die Tafel hat einen Touchscreen und die Kinder können direkt daran arbeiten oder von Laptops aus, die auch dazu gehören, und man kann Inhalte auf einen Stick herunterladen. Es gibt Filme und extra Programme für die Smart Boards, zum Beispiel für Religion oder Englisch und die Kinder haben einen Riesenspaß, damit zu arbeiten. Und sie erwerben auch noch nebenbei wie im Schlaf IT-Kompetenz, die ja auch immer wichtiger wird. Das gibt ganz neue Motivationsschübe.
Haben Sie damit schon selbst Erfahrungen?
Es gibt zwei Schulen in Deutschland, die komplett mit Smart Boards ausgerüstet sind. Die eine ist in Bayern, die andere, die Berliner Grundschule »An der Bäke«, haben wir uns angesehen – und waren begeistert. Das ist eine phantastische Technologie. Das Problem ist natürlich der Preis. So eine Tafel mit Montage und Vernetzung kostet 4500 Euro. Aber die Schüler sind glücklich und motiviert. Man kann das auch daran ermessen, dass es an den beiden Schulen null Prozent Vandalismus in Bezug auf die Smart Boards gibt. Die Senatsverwaltung fördert die Technologie auch, aber Privatschulen bekommen keine Gelder. Also müssen wir versuchen, Spenden zu sammeln.
Was ist Ihnen besonders wichtig bei der schulischen Erziehung?
Wir haben natürlich Vorgaben vom Senat, was wir zu leisten haben. Das ist das eine. Mir ist aber wichtig, dass die Kinder auch Spaß dabei haben, dass sie gern zur Schule gehen, dass sie Lust auf Lernen haben, dass sie die Schule als zweites Zuhause sehen. Wenn das so ist, dann hat man auch Erfolg. Aber ich muss noch einmal sagen: da läuft schon sehr viel. Ich war bei den Kabbalot Schabbat. Es ist toll. Und die Schüler wollen das auch alles, die jüdischen Feiertage, den Seder, den Hebräisch-Unterricht...
Die HGS hat aktuell 262 Schüler und auch noch freie Kapazitäten. Sind die anderen jüdischen Schulen in Berlin eine Konkurrenz?
Das empfinde ich nicht so. Jede Schule hat ihre eigenen Schwerpunkte, die anderen sind orthodox, wir gehören der Einheitsgemeinde an. Jeder hat seine Nische. Ich sehe das nicht so eng und ich möchte gern mit ihnen zusammenarbeiten. Feindschaften bringen uns gar nichts. Wir sind alle Juden.
Durch Ihr Studium kennen Sie sich sehr gut mit dem Islam aus und sprechen Arabisch. Kann die Schule nicht auch davon profitieren, man denke nur an die Diskussion um »Pro Reli« und Ethik-Unterricht?
Ja. Bisher ist das nur eine Idee von mir. Aber ich würde sehr gern ein Projekt machen zu den drei monotheistischen Religionen. Ich fände das sehr gut. Das muss ich natürlich alles mit den Kollegen besprechen, die müssen da mitziehen wollen. Aber eins nach dem anderen…
Frau Hartmann, wir wünschen Ihnen und dem Kollegium alles Gute und Geduld für die neue Herausforderung!
Das Gespräch führte Judith Kessler
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