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Stellungnahme zu "Freie Wahl zwischen Ethik und Religion"

12.Januar 2009 | Pressemitteilung | Gemeinde

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin befürwortet grundsätzlich die Vermittlung von ethischen Werten an Schüler. Als Religionsgemeinschaft geht sie jedoch davon aus, dass Religion die ethische Grundlage einer Gesellschaft ist. Die monotheistischen Religionen sind auch in Zusammenhängen entstanden, bei denen es um die Gestaltung eines Regelwerkes für ein gerechteres und soziales Zusammenleben von Menschen ging. Diese ethischen Grundlagen sind bis heute in den Verfassungen von Staaten erkennbar, in ihren Rechtssystemen und letztendlich auch im kulturellen Miteinander ihrer Bürger.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hält es daher grundsätzlich für nötig, dass Angehörige einer Religionsgemeinschaft zunächst einmal Kenntnisse über ihre eigene Religion erwerben. Darauf aufbauend können sie zu einer kritischen Wertereflexion kommen.

Für die Jüdischen Gemeinden in Deutschland gilt zudem, dass der jüdische Religionsunterricht oft die einzige Möglichkeit der religiösen Unterweisung ist. Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft kommen aus Gesellschaften, in denen sie ihre Religion nicht leben durften und somit auch das Wissen darüber nicht an ihre Kinder weitergeben konnten. Viele stammen aus Familien, in denen eine oder mehrere  Generationen in der Schoa ausgelöscht wurden und mit ihnen das religiöse Wissen.

Für Menschen ohne Bekenntnis oder Religion ist Ethik ein lobenswerter und nötiger Ersatz. Aus diesem Ansatz der freien Wählbarkeit zwischen den Fächern Ethik und Religion erwächst sicherlich für die einzelnen Religionsgemeinschaften auch die Verantwortung, andere Religionen oder Weltanschauungen als gleich berechtigt anzuerkennen und ihre Ansichten zu tolerieren sowie dem herrschenden Wertesystem in der Gesellschaft zuzustimmen.

Das Volksbegehren der Initiative ProReli „Freie Wahl zwischen Ethik und Religion" setzt sich für einen Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach ein. Eltern, Kinder und Jugendliche sollen wählen können, ob sie am evangelischen, katholischen, jüdischen, islamischen Religionsunterricht teilnehmen oder sich für den staatlichen Ethikunterricht entscheiden. In dem vom Volksbegehren angestrebten Wahlfach sind ausdrücklich Begegnungsphasen mit den anderen Angeboten des Werte vermittelnden Unterrichts vorgesehen. Das Volksbegehren wird von einem breiten interreligiösen Bündnis getragen, zu dem neben der Jüdischen Gemeinde auch die Evangelische und die Katholische Kirche sowie islamische Verbände gehören.

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