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»Unser Feind ist die Krankheit«

01.Januar 1970 | Pressemitteilung | Aktivitäten

Ein rühriger Freundeskreis sammelt für Behandlung und Forschung am Hadassah-Krankenhaus

Beim Stichwort Hadassah Jerusalem fallen einem als erstes die berühmten Fenster ein, die Marc Chagall für die Synagoge des Krankenhauses geschaffen hat.
Doch das Hadassah Medical Center – mit seinen beiden Krankenhäusern am Mount Scopus im Ostteil und in En Kerem im Westteil der Stadt sowie fünf weiteren Ausbildungsstätten (jeder Klinikleiter in Israel war einmal Hadassah-Arzt) – ist mit seinen 5 000 Angestellten und 1 Million Patienten jährlich auch der zweitgrößte Arbeitgeber Jerusalems und gilt als eines der führenden medizinischen Versorgungszentren der Welt. Diesen Ruf verdankt es unter anderem seiner vorbildlichen Stroke Unit-Abteilung für Schlaganfall-Patienten und seiner in Israel einmaligen Blutbank, die einen Blutvorrat für bis zu 42 Tage einlagern kann und jedes Jahr bis zu 100 000 Einheiten Blut überträgt. Vor allem aber forschen Hadassah-Mitarbeiter erfolgreich auf dem Gebiet der Diagnose und Behandlung der Parkinsonkrankheit, der Multiplen Sklerose, der Knochenmarkstransplantation oder der Früherkennung von Rinderwahn (mehr als die Hälfte der veröffentlichten medizinischen Forschungsergebnisse aller israelischen Krankenhäuser kommen von Hadassah) und helfen beispielsweise in afrikanischen Ländern bei der HIV-Bekämpfung.
Hadassah wollte von Anfang an auch einen Beitrag zum Frieden zwischen Palästinensern und Israelis leisten. Das Krankenhaus ist heute einer der wenigen neutralen Orte, an dem in Jerusalem Araber und Israelis tagtäglich zusammenkommen. Sie arbeiten zusammen als Übersetzer, Medizin-Clowns, Schwestern oder Ärzte. Israelische Kinder liegen mit arabischen Kindern in einem Zimmer, erhalten die gleichen Mahlzeiten, spielen und machen die Hausaufgaben gemeinsam. Hadassah betreibt die erste Krebsstation für Kinder im Westjordanland, arabische und israelische Herzchirurgen operieren zusammen. Dafür wurde das Krankenhaus als bisher einzige medizinische Einrichtung 2005 für den Nobelpreis nominiert! Denn, so Professor Zvi Stern, Direktor des Hadassah Medical Centers, bei einer Veranstaltung in München: »Unser Feind ist die Krankheit«.
Und so begann alles: 1911 besuchte Henrietta Szold, die Tochter eines amerikanischen Rabbiners, Palästina und war so erschüttert von den hygienischen Verhältnissen der Mütter und ihrer Babys, dass sie nach ihrer Rückkehr 1912 die Hilfsorganisation Hadassah gründete, benannt nach der Königin Esther (hebräisch: Hadassah), der Heldin der Purim-Geschichte. Das erste Hadassah-Team, zwei Krankenschwestern, wurden 1913 in den Nahen Osten geschickt; sie und ihre Nachfolger(innen) schufen die Grundpfeiler des heutigen Gesundheitswesens und eines der besten medizinischen Versorgungszentren in der Region. Seit 1983 ist die Organisation, als Hadassah International, auch in zahlreichen anderen Ländern vertreten. Seit 1985 gibt es den Deutschen Freundeskreis der Hadassah. Präsident ist Prof. Dr. Thomas Ruzicka, im Ehrenkomitee sitzen unter anderem Charlotte Knobloch, Maria Brauner und Josef Joffe. Um die Arbeit des Freundeskreises zu unterstützen wurde 2006 in München ein Büro von Hadassah International eingerichtet, dessen Direktor der Israeli Gady Gronich ist. Er sagt: »Hadassah in Jerusalem steht für mich beispielhaft dafür, wie das Zusammenleben der künftigen Generationen Israels in Frieden möglich sein kann«.

Helikopter-Noteinsatz, Foto: HadassaIN der Hadassah-Kinderklinik, Foto: HadassaNoteinsatz nach einem Bombenattentat, Foto: HadassaHerztransplantation im Hadassah-Krankenhaus, Foto. Hadassa

Unter anderem gibt Gronich zweimal jährlich das Hadassah Magazin heraus, eine Art Lifestyle-Magazin, das über die Aktivitäten des Krankenhauses und des deutschen Freundeskreises, aber auch kurzweilig über medizinische Neuerungen und jüdische Feiertage berichtet, und mit dem er natürlich vor allem Spenden für Hadassah sammeln möchte. Denn das gewaltige Forschungs- und Therapieprogramm der Klinik verschlingt Unsummen und die Einrichtung ist an vielen Stellen modernisierungsbedürftig.
Hadassah Deutschland, erklärt Gady Gronich, arbeitet projektbezogen. Zur Zeit geht es hier vor allem um Hilfe bei der Renovierung der Kinderklinik, um die Stammzellenforschung, die Trauma-Behandlung krebskranker Schoa-Überlebender und den neuen 14-stöckigen Klinikkomplex in En Kerem, der zum 100. Geburtstag des Krankenhauses 2012 fertig und nach Sarah Wetsman Davidson benannt werden soll, eine enge Weggefährtin von Henrietta Szold.
Das veraltete Kinderkrankenhaus am Mount Scopus wurde 1939 eröffnet und ist die größte Kinderklinik in Jerusalem, die durch ihre Lage eine natürliche Brücke für den Frieden bildet, denn sie behandelt arabische und jüdische Kinder aus der Umgebung und dem palästinensischen Autonomiegebiet. Besonders stolz ist man auch auf das einzigartige Zentrum für Pädiatrische Genetik und Chronische Krankheiten, das eine ganzheitliche medizinische, psychologische und soziale Betreuung anbietet. Allerdings hat die Klinik eine jährliche Belegrate von 100 bis 150 Prozent, so dass es vorkommt, dass die kleinen Patienten in den Gängen liegen und nur durch einfache Vorhänge getrennt sind. Bestimmte Behandlungen wie das Legen eines intravenösen Zugangs und andere kleine, manchmal schmerzhafte Eingriffe müssen im Zimmer oder in einer Nische im Korridor vorgenommen werden. Schwierige Gespräche mit den Eltern werden aus Platzmangel im Personalraum geführt. Die Kinderklinik muss dringend renoviert, erweitert und technisch neu ausgestattet werden. Dafür sammelt Hadassah Deutschland Geld. Genauso wie für die Trauma-Behandlung krebserkrankter Schoa-Überlebender. Nach mehrjährigen Studien haben Hadassah-Ärzte herausgefunden, dass Schoa-Überlebende ein 2,4-fach höheres Risiko tragen, an Krebs zu erkranken als ihre Altersgenossen, die den Holocaust nicht durchlitten haben, und dass weibliche Überlebende 1,5 mal so häufig Brustkrebs bekommen. Das Hadassah University Medical Center verfügt über das weltweit einzige Programm zur Untersuchung und Behandlung solcher Patienten. Derzeit gibt es in Israel noch 380 000 Holocaust-Überlebende der ersten Generation (7,6 Prozent der jüdischen Bevölkerung). Bei 6,4 Prozent von ihnen, also bei 24 300 Menschen, wurde Krebs diagnostiziert. Hadassah beabsichtigt, ein Zentrum für diese Patienten und ihre Familien zu errichten, das eine große Bandbreite an psychologischen Behandlungen anbietet, um den Überlebenden und ihren Nachkommen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Angesichts des Durchschnittsalters von 75 Jahren ist es allerhöchste Zeit, mit dem Aufbau eines solchen Zentrums sofort zu beginnen. Am 2. Juni kommt die Familie Swartz, Besitzer des Outdoor-Ausrüsters »Timberland« nach Deutschland, um mitzuhelfen, genau für alle diese Projekte Geld zu sammeln. Und Hadassah Deutschland wäre froh, auch Sie zu ihren Freunden zählen zu dürfen.JK

_Spendenkonto: Deutsche Freunde der Hadassah Medical Relief Association e.V.,
Konto: 15 77 16, Merck Finck & Co. München, BLZ 700 304 00.