Integration

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin zählt heute über 10.000 Mitglieder und besteht zu zwei Dritteln aus Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion. Damit stellt sie nicht nur die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, sondern auch  europaweit eine einzigartige Einheitsgemeinde von orthodoxen, liberalen und reformorientierten Juden dar, die  dazu über eine Integrationskraft und ein enormes Integrationspotential verfügt.

Anfang der 90iger Jahre war die Sozialabteilung in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin die erste und die wichtigste Anlaufstelle für die Neuzuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, die mit Problemen der großen Zuwandererwelle konfrontiert hat.

Im Jahre 1998 wurde das Integrationsbüro zwecks Realisierens von Integrationsarbeit mit Neu- und Altzuwanderern aus aller Welt gegründet. Das Büro hat  die Aufgaben der  beruflichen, sozialpolitischen, wirtschaftlichen und sprachlichen Bildung von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion  übernommen.  Die Angebote zur Beratung und Betreuung umfassen also mehrere Bereiche der sozialen Daseinsvorsorge. Das Büro bietet den jugendlichen und den erwachsenen Zugewanderten die erforderliche Unterstützung beim Einstieg in eine berufliche Tätigkeit, bei der Integration in ein neues Wohnumfeld, bei der Aufnahme sozialer Kontakte an. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zu einer besseren und schnelleren Orientierung der Zugewanderten in ihrem neuen Lebensumfeld  geleistet. Seit dem Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes ist die Zahl der jüdischen Zuwanderer  deutlich  gesunken. Eine der wichtigsten Aufgaben für uns heute ist die Betreuung und Unterstützung der jüngeren Gemeindemitglieder, die wiederum die Zukunft der Gemeinde darstellen.


Integration ist ein vielschichtiger  und mehrdimensionaler Prozess. Die Integrationspolitik der Jüdischen Gemeinde nimmt diesen Grundsatz ernst und agiert in folgenden Dimensionen:
Soziale und wirtschaftliche (berufliche)  Integration, kulturelle, gesellschaftliche und rechtliche Integration, Integration in das Judentum, interkulturelle Öffnung.  Hinsichtlich der eben genannten Dimensionen sind in den vergangenen Jahren die Grundsätze der Integrationsarbeit der Gemeinde weiter entwickelt und präzisiert worden. Heute  existiert hier ein vollwertiger Integrationsfachdienst. Dieser erarbeitet Leitlinien der Integrationspolitik in einem breiten gesellschaftlichen Konsens und legt konkrete Arbeitsschwerpunkte zu Integrationspolitik fest, um diese Arbeit auf einer noch breiteren Basis fortzusetzen.

Unsere Zielgruppen sind also Gemeindemitglieder und deren Familienangehörige. Der Hauptschwerpunkt und Zweck  der Arbeit des Integrationsbüros sind, den Menschen bei dem Integrationsprozess zu helfen. Dabei spielt der Rechtsstatus der Gemeindemitglieder   keine Rolle. Viel mehr ist  der Bezug zu deren individuellen Lebenslagen von Bedeutung. Die Arbeit mit Zielgruppen ermöglicht einen ressourcenorientierten Ansatz, der Defizite und Stärken der jeweiligen Zielgruppe anspricht.

Wir haben unsere Partner in Berlin, in verschiedenen Bundesländern und auch europa- und weltweit.

Die Schwerpunkte und Ziele unserer Arbeit sind:

  • zur Aufklärung und Integration der Zuwanderer aufgrund einer sprachlichen Basis für gesellschaftliche und berufliche Aktivitäten beizutragen und Hilfe bei der Neu– Anpassungsmaßorientierung und Bewältigung des täglichen Lebens anzubieten
  • nicht zuletzt allen Arbeitssuchenden und hier besonders Schwervermittelbaren zu helfen, eine neue Chance im Arbeitsleben zu bekommen. Das heißt, dass wir  auch ältere Arbeitnehmer ansprechen, die am Arbeitsprozess teilnehmen möchten, um sie bei der Arbeitssuche noch mehr zu motivieren.
  • die deutsch-jüdische und die russisch-jüdische Geschichte und Kultur kennen zu lernen und
  • das Aufeinanderzugehen deutsch- und russischsprachiger Gemeindemitglieder  zu fördern.

Darüber hinaus leisten wir Hilfe beim Ersuchen einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis, bei der Einbürgerung für Gemeindemitglieder. Wir haben  eine Anzahl von Aufgaben, unter anderem helfen wir bei der Beantragung von Ausweisen, bei der Umsiedlung nach Berlin aus dem In- und Ausland im Rahmen der Familienzusammenführung, bei Fragelösung zum Passaustausch für Mitglieder aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Gesamtzahl der allgemeinen Beratungen pro Jahr beträgt durchschnittlich über 1.600.