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Literaturreihe unter der Leitung von Dichter Alexander Laiko

DO 23.01.

Beginn: 18:00
Veranstalter: Jüdische Gemeinde zu Berlin
Kategorien: Vortrag

Prof. Dr. Petro Rychlo - in russischer Sprache

„Der leise, der deutsche, der schmerzliche Reim“. Deutschjüdische Lyrik aus der Bukowina.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg galt Czernowitz, die Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Bukowina, als ein osteuropäisches jüdisches Paradies („Jerusalem am Pruth“). Zahlenmäßig machten hier die Juden mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung aus. Die meisten jüdischen Intellektuellen waren deutschassimiliert und bildeten somit ein reges geistiges Potenzial für deutsche Kultur. Hier gab es ein gut entwickeltes deutsches Schul- und Pressewesen, ein deutsches Theater, eine deutsche Universität. Im Schoß dieser deutschsprachigen Kulturtradition etablierte sich hier nach der Auflösung der Monarchie, als die Bukowina schon an das königliche Rumänien fiel (und darin besteht ein bis heute nicht ganz erfassbares Paradoxon!) eine Gruppe deutschjüdischer Literaten („so etwas wie eine Bukowiner Dichterschule“), deren Mentor Alfred Margul-Sperber war. Zu seinem nächsten Freundes- und Dichterkreis gehörten Alfred Kittner, Moses Rosenkranz, Rose Ausländer, David Goldfeld u. a., die hier, unter fortschreitender Romanisierung aller Sphären des politischen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens, eine lyrische Tradition angelegt hatten, aus der auch noch die nächste Dichtergeneration emporsteigen konnte: Immanuel Weißglas, Alfred Gong, Paul Celan, Selma Meerbaum-Eisinger. Diese beispiellose dichterische Intensität in der fatalen Inselsituation bedeutete hier aber auch das letzte Aufflammen der lyrischen Substanz deutscher Zunge. Was nachher mit der Macht totalitärer Regime und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs über den Dichtern dieses Landstrichs hereinbrach, lässt sich kaum beschreiben. Daher war der Exodus der Überlebenden unvermeidlich, und erst unter fremdem Himmel konnten diese Dichter ihre poetische Begabung völlig entfalten und ihre Namen in die neuere deutsche Literaturgeschichte hineinschreiben.

Petro Rychlo ist Professor für fremdsprachige Literatur an der nationalen Jurij Fedkowytsch-Universität Czernowitzernivci (Ukraine). Veröffentlichungen über deutsche und österreichische Autoren des 20. Jahrhunderts, deutsch-ukrainische Literaturbeziehungen und die deutschsprachige Literatur der Bukowina. Zahlreiche Übersetzungen ins Ukrainische (Georg Heym, Carl Einstein, Georg Maurer, Stephan Hermlin, Franz Fühmann, Günter Kunert, Uwe Kolbe, Mario Wirz, Karl Emil Franzos, Jura Soyfer, Manes Sperber, Ingeborg Bachmann, Karl Lubomirski, Georg Drozdowski, Robert Flinker, Gregor von Rezzori, Rose Ausländer, Paul Celan, Selma Meerbaum-Eisinger u. a.). 2000-2002 Gastprofessor für Ukrainistik am Institut für Slawistik der Universität Wien. Herausgeber der Anthologien Die verlorene Harfe: Eine Anthologie deutschsprachiger Lyrik aus der Bukowina. Deutsch/Ukrainisch (Czernowitz, 2002, 2008), Europa erlesen: Czernowitz (Klagenfurt, 2004), Literaturstadt Czernowitz, Deutsch und Ukrainisch, Czernowitz, 2007, 2009, 2010), Autor von Monographien Poetik des Dialogs. Paul Celans Dichtung als Intertext (Czernowitz, 2005 – in ukrainischer Sprache), Schibboleth. Jüdische Identitätssuche in der deutschsprachigen Dichtung der Bukowina (Czernowitz, 2008, Ukrainisch; Krakau, 2012, Polnisch).

 

Ort: Fasanenstr.79-80, Seniorentreff

Veranstalter: Projekt "Impuls" in Kooperation mit Projekt Gescher

Literaturreihe unter der Leitung von Dichter Alexander Laiko

Veranstaltungsort

Jüdisches Gemeindehaus

Fasanenstr. 79-80
10623 Berlin
Tel.: (0 30) 88 02 82 67 4
Fax: (0 30) 88 02 82 67 5

Öffnungszeiten

Mo – Do 9:00 – 17:00

Fr 9:00 – 15:00

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